Samstag, 25. April 2015

Lucinda Riley: Die sieben Schwestern

Maia d’Apliése ist gemeinsam mit ihren fünf jüngeren Schwestern aufgewachsen. Alle sechs wurden als Babys von Pa Salt adoptiert, der ihnen auf dem abgeschotteten Gelände des Anwesens „Atlantis“ am Genfer See ein liebevolles Zuhause geschaffen hat. Der unerwartete Tod ihres Adoptivvaters überrascht die Schwestern, besonders Maia, die ihr Elternhaus nicht verlassen hatte und weiterhin auf dem Anwesen lebte. Für jede seine Töchter hat Pa Salt einen Umschlag hinterlassen, in dem ein persönlicher Brief mit Hinweisen auf ihre biologische Abstammung enthalten ist. Jede der jungen Frauen soll die Möglichkeit erhalten zu erfahren wo ihre Wurzeln liegen. Maia war es nie wichtig wer ihre leiblichen Eltern sind, denn Pa Salt hat ihr immer das Gefühl einer Familie gegeben. Doch nun folgt sie dem Hinweis nach Rio de Janeiro und erfährt nicht nur mehr über ihre Abstammung, sondern auch über sich selbst.

Ich mag die Bücher von Lucinda Riley sehr und so war es auch keine Frage, dass ich das neueste Buch von ihr lesen möchte. Angelehnt ist "Die sieben Schwestern" an das Sternbild der Plejaden und dem dazugehörigen Mythos der sieben Schwestern. Geplant ist dies daher auch als Reihe mit sieben Bänden von der Autorin und "Die sieben Schwestern" bildet den Auftakt. Jedes der Bücher soll sich als Hauptfigur einer anderen der Schwestern widmen, wobei hier jedoch auffällig ist, dass es eigentlich keine siebte Schwester gibt, denn Pa Salt hat sie nach eigener Aussage nie gefunden.
Aber das ist sicherlich eines der Geheimnisse das erst an späterer Stelle gelüftet werden wird.
Hier erfahren wir nun jedenfalls die Geschichte der ältesten Schwester Maia und begleiten ihre Spurensuche nach Rio de Janeiro. Erzählt wird auch von ihrer Vorfahrin Izabela, was den Leser zurück ins Jahr 1927 führt. Schlüssig werden diese Episoden durch Briefe ihre Urgroßmutter, die Maia ausgehändigt bekommt.
Für mich war hier besonders interessant, dass sich die Ereignisse rund um die Entstehung des Cristo Redentor in Rio drehen (der Jesusstatue auf dem Corcovado), denn seit ich letztes Jahr selber in Rio war fasziniert mich die Stadt sehr. Viele Details rund um die Entstehung waren mir vorher nicht bekannt und wie ich nach dem Lesen recherchiert habe, beruht auch ein großer Teil davon auf historischen Fakten. Leider gibt es kein Nachwort der Autorin in dem sie noch darauf eingehen würde was hier Fakt und was Fiktion ist und auch eine kleine Karte der Handlungsorte hätte das Buch noch optisch aufwerten können. Natürlich ist die Familiengeschichte der Protagonistin der Phantasie der Autorin entsprungen, aber ich fand diesen Einblick in das Leben in Brasilien zur Belle Epoche sehr faszinierend und habe die Geschichte mit großem Interesse verfolgt.
Auch die Handlung in der Gegenwart (die aus mir unbekanntem Grund im Jahr 2007 spielt) hat mich interessiert, was zum größten Teil daran liegen wird, dass mir die Figuren sehr sympathisch waren. Auch die Nebenfiguren sind gut gezeichnet und hinterlassen Eindruck, was ich hier auch besonders wichtig finde, da sie wohl in den Folgebänden noch ihre Auftritte haben werden.
Auch im Lebenslauf und Temperament der Schwestern hat sich Lucinda Riley bisher grob am Mythos der Plejaden orientiert und so wird es noch spannend zu erfahren wie sie dies in den Folgebänden weiter umsetzt.
Ich bin jedenfalls gespannt auf die Fortsetzung, die auf Englisch bereits Ende 2015 erscheinen soll.
Empfehlen kann ich "Die sieben Schwestern" an alle Leser die wie ich die Bücher von Lucinda Riley bereits lieben, aber auch als Einstiegsbuch für alle Leser die einen Erzählstil mit mehreren Zeitebenen mögen und sich ebenfalls für den Mythos der sieben Schwestern oder die Entstehung des Cristo Redentor interessieren.


So habe ich bewertet:


Und hier kann man das Buch kaufen: Lucinda Riley: Die sieben Schwestern

Weitere Informationen zum Buch und zur Autorin gibt es auf der Homepage des Goldmann Verlages.

Mittwoch, 22. April 2015

Christina Baker Kline: Der Zug der Waisen

Die 17jährige Molly ist ein Pflegekind und nutzt jede Chance zur Rebellion. Als sie wegen Diebstahls eines Buches aus der Bücherei zu 50 Sozialstunden verurteilt wird, erhält sie die Chance diese abzuarbeiten, indem sie einer alten Dame beim Ausräumen ihres Speichers hilft.
Doch statt hier lauter unnützen Plunder auf den Müll zu werfen, erfährt Molly von der 91jährigen Vivian die Geschichte hinter den Dingen und die Erinnerungen eines Lebens das im Jahr 1920 in Irland begann. Vivan – die ursprünglich den Namen Niamh (gesprochen Neve) trug – kam mit sieben Jahren nach New York und wurde mit neun Jahren nach einem Hausbrand der sie ihre Familie gekostet hat, in einem Zug voller Waisenkinder nach Minnesota gebracht. Hier sollten die Kinder von Familien aufgenommen werden, doch stattdessen erwartete sie oft ein Leben als günstige Hilfskräfte und sie waren Missbrauch und Verwahrlosung ausgesetzt.
Nach und nach entdeckt Molly immer mehr Parallelen zwischen Vivian und sich selber und aus der anfänglichen Zwangsverbindung wird eine innige Beziehung.


Ich habe "Der Zug der Waisen" von Autorin Christina Baker Kline als Hörbuch gehört. Gelesen wird es von den beiden Sprecherinnen Beate Himmelstoß und Susanne Schroeder, wobei die eine die Passagen in der Vergangenheit und die andere die in der Gegenwart liest. Gefallen haben mir beide Sprecherinnen, jedoch waren mir die Stimmen der beiden zu ähnlich, als das hier für mich nur aufgrund der Sprecherin eine klare Unterscheidung beim Handlungsort möglich gewesen wäre. Ich habe das Hörbuch im Auto gehört und die Nebengeräusche haben hier eine klare Abgrenzung sicherlich erschwert. Da hier jedoch jedes Kapitel klar mit Ort und Zeit benannt ist und die Handlung der Gegenwart über die gesamte Geschichte hinweg in Spruse Harbor/Maine spielt ist eine Unterscheidung dennoch leicht möglich und ich hatte keine Orientierungsschwierigkeiten.
Inhaltlich widmet sich "Der Zug der Waisen" einem eher unbekannten Kapitel der amerikanischen Geschichte. In der Zeit zwischen 1854 und 1929 wurden über 200.000 Kinder (meistens Waisen) aus den bevölkerungsreichen Städten der Ostküste mit Zügen in den Mittleren Westen der USA gebracht und dort Familien zur weiteren Fürsorge überlassen. Meist endete dies jedoch nicht in einer Adoption und als vollwertiges Familienmitglied, sondern vielmehr im Missbrauch der Kinder als billige Hilfskräfte denen man keinen Lohn zu zahlen hatte und die man bei Nichtgefallen sogar zurückgeben konnte.
Mir hat in "Der Zug der Waisen" sehr gut gefallen, wie die Geschichte von Molly in der Gegenwart und von Vivian in der Vergangenheit miteinander verwebt werden und man als Leser/Hörer das Gefühl hat hier auch wirklich eine Einheit vor sich zu haben und nicht zwei unabhängig voneinander erzählte Geschichten. Ich hatte zuvor schon einmal von den Waisenzügen gehört, aber in dieser Intensität waren mir die Hintergründe nicht bewusst. Die Figuren sind sehr lebendig gezeichnet und die Emotionen und Beweggründe waren für mich jederzeit nachvollziehbar, wenn auch nicht unbedingt meinen eigenen entsprechend. Ich hatte das Bedürfnis mehr über diese so unterschiedlichen und dennoch ähnlichen Lebenswege zu erfahren und die Figuren auf ihrem Weg der Selbstfindung zu begleiten. Autorin Christina Baker Kline versteht es auch sehr gut auf die kommenden Ereignisse neugierig zu machen und dem Leser/Hörer kleine Hinweise zu geben die weiter verfolgt werden wollen.
Insgesamt gesehen bietet das ungekürzte Hörbuch über 10 Stunden beste Unterhaltung die mir zu keiner Zeit langweilig oder uninteressant erschien. Empfehlen kann ich "Der Zug der Waisen" daher an alle Leser/Hörer die sich für dieses eher unbekannte Kapitel amerikanischer Geschichte interessieren und die Romane mögen die von unterschiedlichen Erzählern und auf mehreren Zeitebenen erzählt werden.


So habe ich bewertet:


Und hier kann man das Buch kaufen: Christina Baker Kline: Der Zug der Waisen

Weitere Informationen zum Hörbuch und zur Autorin gibt es auf der Homepage des Hörverlages bei Randomhouse.


Sonntag, 19. April 2015

Tamara Ireland Stone: Zwischen uns die Zeit

Inhaltsangabe des Verlages:
Anna ist sechzehn, als sie Bennett kennenlernt, den geheimnisvollen Neuen an ihrer Schule, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt. Fast scheint es ihr, als würden sie sich kennen. Doch Bennett stammt aus dem weit entfernten San Francisco. Als die beiden sich näherkommen, vertraut Bennett ihr sein unglaubliches Geheimnis an: Er ist aus dem Jahr 2012 ins Jahr 1995 gereist, um seine Schwester wiederzufinden. Nicht nur Tausende von Kilometern trennen Anna von ihm, sondern ganze 17 Jahre ...
Nie hätten sie sich kennenlernen dürfen und beide wissen, dass er nicht bei ihr bleiben kann. Als Bennett tatsächlich verschwindet, steht Anna vor einer Entscheidung, die ihr alles abverlangt und ihr Leben grundlegend verändern wird ...


"Zwischen uns die Zeit" ist der Debutroman von Autorin Tamara Ireland Stone. Das Thema Zeitreise ist keineswegs neu, aber die Art wie die Autorin es hier aufgegriffen hat war es dennoch für mich. Auf den ersten Seiten erscheint der Roman wie eine übliche Teenager-Highschool-Story. Mädchen sieht Junge - Junge sieht Mädchen – und der Rest ist dann ziemlich vorhersehbar. Aber genau an diesem Punkt am dem in anderen Geschichten alles gut wird, fängt hier die richtige Geschichte erst an. Bennett ist kein normaler Jugendlicher, er kann durch die Zeit reisen und ist im Jahr 1995 eigentlich nur auf der Durchreise. Die Tatsache, dass zwischen Anna und Bennett eigentlich ein Altersunterschied von 17 Jahren ist, verstärkt noch die Dramatik, denn das heißt, dass Bennett im Jahr 1995 eigentlich noch gar nicht geboren ist.
Neben der Liebesgeschichte geht es hier auch um den Familienzusammenhalt, Freundschaft und die Entscheidungen die man im Leben trifft und die zum weiteren Verlauf beitragen.
Interessant ist dabei, dass nicht alles in diesem Roman in chronologischer Reihenfolge erzählt wird (aber was ist schon chronologisch in einem Zeitreiseroman) und das trägt doch zu so einigen Überraschungen bei.
Sehr gut gefallen haben mir hier die Figuren, die nicht ohne Ecken und Kanten sind und sehr viel Persönlichkeit mitbringen. Insgesamt gesehen fällt mir nicht wirklich etwas Schlechtes zu diesem Buch ein. Dennoch hat mich "Zwischen uns die Zeit" nicht so gepackt, dass ich nach dem Lesen begeistert gewesen wäre. Es hat mich gut unterhalten und als solches Buch kann ich es auch an alle Leser empfehlen die Jugendromane mit mysteriösem Einschlag mögen.


So habe ich bewertet:


Und hier kann man das Buch kaufen: Tamara Ireland Stone: Zwischen uns die Zeit