Montag, 6. Oktober 2014

Gisa Klönne: Die Wahrscheinlichkeit des Glücks

Wissenschaftlerin Frieda Telling ist zur Verlobung ihrer Tochter nach Berlin gereist - im Gepäck hat sie ein Geschenk ihrer an Demenz erkrankten Mutter Henny, das sie Aline so schnell wie möglich überreichen soll. Als Aline das Geschenk alleine öffnet erschüttert sie der Inhalt sehr und kopflos läuft sie vor ein Auto. Frieda kann sich diese Reaktion nicht erklären und beginnt nachzuforschen was es mit dem Päckchen und seinem Inhalt auf sich hat. Die Spur führt zurück ins Jahr 1948 und ins KZ Sachsenhausen, das in der Nachkriegszeit als Gefangenenlager diente.

"Die Wahrscheinlichkeit des Glücks" von Autorin Gisa Klönne klingt vom Namen her doch sehr philosophisch und lässt ohne die Inhaltsangabe eher anderes vermuten als einen Familienroman. Vielleicht soll der Titel der rationalen Hauptfigur Frieda gewidmet sein, denn einen wirklichen Zusammenhang zur Handlung sehe ich ansonsten nicht.
Erzählt wird hier die Geschichte zweier Familien die ursprünglich aus Siebenbürgen in Rumänien stammen und die sich nach dem zweiten Weltkrieg ein neues Leben in Deutschland aufgebaut haben. Oft sagt man in diesem Zusammenhang Phrasen wie "eine neue Heimat gefunden", doch nach der Lektüre dieser Geschichte weiß man, dass man mit dem Begriff Heimat sorgfältig umgehen muss, denn eine Heimat hat Hauptfigur Henny wohl nie wieder gefunden. Erzählt wird hier aus unterschiedlichen Perspektiven. Zum einen gibt es Henny, die Mutter von Frieda und Großmutter von Aline, die dement ist und in einem Pflegeheim lebt. Sie wird von ihren Erinnerungen eingeholt und gibt so Dinge preis über die sie vorher ein Leben lang geschwiegen hat. Frieda ist die Hauptfigur der Gegenwart und sie wird vom Leser über lange Strecken begleitet. Gleiches gilt für Arno, zu dessen Familie es eine Verbindung in Hennys Vergangenheit zu geben scheint. Aline erzählt hauptsächlich in Bruchstücken aus dem Delirium nach ihrem Unfall.
Was für mich an der Geschichte völlig belanglos war, ist die Vita der Figuren. Namen und Berufe von Arno, Frieda und Aline wirkten für mich nicht stimmig, aber auch nicht wirklich wichtig für die Handlung, denn in der Gegenwart bilden sie nur das Rahmengerüst für die Recherche der Vergangenheit.
Gut gefallen hat mir jedoch die grundsätzliche Geschichte rund um die Nutzung des KZ Sachsenhausen in der Nachkriegszeit und die Siebenbürgener Sachsen, über die ich bisher nur sehr wenig wusste. Passend fand ich auch, dass die Ereignisse der Vergangenheit hier tatsächlich zusammengetragen wurden und der Leser nicht plötzlich mit Informationen aus der Luft versorgt wurde, die die Protagonisten zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht hatten.
Zu Anfang empfand ich die Geschichte noch ein wenig schleppend, doch spätestens ab der Hälfte hatte mich die Handlung für sich eingenommen, auch wenn ich leider mit den Figuren nicht ganz so warm geworden bin wie in anderen Büchern der Autorin.
Empfehlen kann ich "Die Wahrscheinlichkeit des Glücks" an alle Leser, die sich für einen Familienroman in der Nachkriegszeit interessieren.

So habe ich bewertet:




Und hier kann man das Buch kaufen: Gisa Klönne: Die Wahrscheinlichkeit des Glücks


Weitere Informationen zum Buch und zur Autorin gibt es auf der Homepage des Pendo Verlages im Hause Piper.

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