Mittwoch, 15. Mai 2013

KW20/2013 - Der Menschenrechtsfall der Woche - Ingrid Vergara

Ich möchte Euch Ingrid Vergara und ihre Familie vorstellen.
Ingrid Vergara: © MOVICE

Eine der Töchter der bekannten kolumbianischen Menschenrechtsverteidigerin, Ingrid Vergara, erhielt eine SMS-Nachricht, dass ihre Mutter getötet worden sei.
Am 30. April erhielt die Tochter von Ingrid Vergara eine Kurzmitteilung mit dem Inhalt: "Hallo Schlampe, deine Mutter wurde getötet, hahahaha" (hola perra mataron a tu mama jajajaja). Ingrid Vergara ist im Departamento Sucre in Sincelejo im Norden von Kolumbien Sprecherin der landesweiten Menschenrechtsorganisation für Betroffene staatlicher Verbrechen MOVICE (Movimiento Nacional de Víctimas de Crímenes de Estado).
In den letzten Jahren haben Mitglieder von MOVICE im Departamento Sucre wiederholt Morddrohungen erhalten. Zuletzt war am 12. Februar eine Morddrohung gegen einige MOVICE-Mitglieder ausgesprochen worden. MOVICE setzt sich für die Rückgabe von rechtswidrig vereinnahmtem Land und gegen die Straffreiheit von paramilitärischen Gruppen in Kolumbien ein. In der Absicht, die Menschenrechtsarbeit von Ingrid Vergara zu stoppen, wurde in der Vergangenheit schon mehrmals ihre Tochter ins Visier genommen.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

MOVICE ist ein Zusammenschluss von verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen und setzt sich für Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen in Kolumbiens lang anhaltenden bewaffneten internen Konflikt ein. Die Mitglieder von MOVICE haben im Departamento Sucre bereits viele Fälle von Tötungen und Verschwindenlassen dokumentiert und aufgedeckt, die auf das Konto von Sicherheitskräften und paramilitärischen Gruppen gingen. MOVICE Sucre und die Anwaltskanzlei José Alvear Restrepo (Colectivo de Abogados José Alvear Restrepo - CCAJAR) begleiten Betroffene, bei dem Versuch Gerechtigkeit zu erlangen, unter anderem in Fällen von außergerichtlichen Hinrichtungen, die allgemein als "falsos positivos" (falsche Erfolgsmeldungen) bekannt sind. Solche außergerichtlichen Hinrichtungen werden von der Armee an meist jungen Männern verübt und ihre Leichen später als im Kampf getötete Guerilla- oder auch Paramilitärkämpfer vorgestellt. Am 30. April, demselben Tag, an dem Ingrid Vergaras Tochter die Drohung gegen ihre Mutter erhielt, ist Robinson Eustaquio Barbosa Almanza für schuldig befunden worden, junge Männer zur Hinrichtung an die Armee ausgeliefert zu haben, nachdem er sie mit falschen Arbeitsversprechen angeworben hatte. MOVICE Sucre hat an der Aufklärung dieses Fall mitgewirkt.
Die Mitglieder von MOVICE Sucre setzen sich für die Rückgabe von rechtswidrig vereinnahmtem Land ein. Am 23. März 2011 töteten Paramilitärs das MOVICE-Mitglied Eder Verbel Rocha. Ein weiteres Mitglied von MOVICE, Rogelio Martinez, der sich für die Rückgabe der Farm La Alemania eingesetzt hatte, wurde am 18. Mai 2010 ermordet. Weitere Mitglieder der Menschenrechtsorganisation haben Morddrohungen erhalten und sind angegriffen worden.
Die jüngsten Drohungen fallen mit einem entscheidenden Zeitpunkt im Gerichtsverfahren in der Frage der Rückgabe von Land an die Kleinbauern auf der Farm "La Europa", an deren Fall MOVICE Sucre ebenfalls mitgewirkt hat, zusammen. Am 9. Mai ging auf der Farm La Europa ein Flugblatt ein, in dem ein Sprecher der Kleinbauern in La Europa, der in den Landrückgabeprozess eingebunden ist, Argemiro Lara Barretto, und Ingrid Vergara beschuldigt werden, Verbindungen zur Guerilla zu unterhalten.
Am 11. März 2013 ging bei Mariluz Vásquez, einem Mitglied des Runden Tisches der Betroffenen in El Carmen de Bolívar, eine Morddrohung per SMS ein, die Ingrid Vergara und andere einschloss (siehe UA-077/2013, 2. April).
Die Tochter von Ingrid Vergara wurde nicht zum ersten Mal als Zielscheibe für Drohungen gegen ihre Mutter genutzt. Nähere Informationen in der Urgent Action UA 301/09 (9. November 2009 https://www.amnesty.de/urgent-action/ua-301-2009/menschenrechtlerin-bedr..., 3. Dezember 2010 https://www.amnesty.de/urgent-action/ua-301-2009-3/familie-bedroht, 31. März 2011 https://www.amnesty.de/urgent-action/ua-301-2009-4/morddrohungen, 20. April 2011 https://www.amnesty.de/urgent-action/ua-301-2009-5/morddrohungen.)

Es gibt eine Urgent Action, die sich für Ingrid Vergara und ihre Familie einsetzt. 

Schreibt eine E-Mail an: Info(at)botschaft-kolumbien.de

Betreff:
Ingrid Vergara

Text:
Mit der Bitte um Weiterleitung an:

Presidente Juan Manuel Santos
Presidente de la República, Palacio de Nariño
Carrera 8 No. 7-26
Bogotá
KOLUMBIEN
Fax: (00 57) 1 596 0631


Sehr geehrter Herr Praesident,

mit grosser Sorge habe ich von den Drohungen gegen die oben genannten Personen erfahren.

Ich bitte Sie, in Absprache mit Ingrid Vergara, ihrer Familie und anderen Mitgliedern von MOVICE Sucre, Massnahmen zu ihrem Schutz zu ergreifen.

Leiten Sie bitte eine vollstaendige und unabhaengige Untersuchung der Morddrohungen gegen die Mitglieder von MOVICE ein, veroeffentlichen Sie die Ergebnisse dieser Untersuchung und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

Ich moechte Sie daran erinnern, dass Kolumbien Vertragsstaat der UN-Erklaerung zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern aus dem Jahr 1998 ist und Sie somit die Pflicht haben, MenschenrechtlerInnen zu schuetzen.


Mit freundlichen Gruessen
(Dein Name)

Ihr könnt Euch auf der Homepage von Amnesty International Deutschland noch genauer zur Urgent Action informieren:


Weitere Informationen zu meiner Aktion und den Erfolgen von Amnesty International findet ihr auf der Seite Sehen, Hinsehen, Handeln! meines Blogs.






"Es ist besser, eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen."






(Quelle: Amnesty International)

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