Freitag, 30. November 2012

Steve Stern: Der gefrorene Rabbi

Bewertung: *****

"Der gefrorene Rabbi" wird mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Leider jedoch nicht, weil ich so positiv beeindruck wäre, sondern weil ich selten ein Buch gelesen habe, dass mich zu Anfang so gefesselt und am Ende einfach nur entsetzt zurück lässt.

Bernie Karp dachte eigentlich, dass er eine äußerst langweilige Familie hat, ohne Geheimnisse oder auch nur irgendetwas spektakulären in der Familienhistorie.
Das ändert sich, als Bernie in der Tiefkühltruhe einen gefrorenen Mann findet. Noch erstaunter ist er, als er erfährt, dass es sich bei diesem Mann um einen Rabbi handelt, der als "Glücksbringer" in der Familie seines Vaters weiter vererbt wird. Es kommt wie es kommen muss: ein Stromausfall sorgt dafür, dass der Rabbi auftaut und der Eisblock ist plötzlich äußerst lebendig. So eingestaubt (ich meine natürlich eingefroren) sind die Ansichten des Rebbe auch gar nicht und so kommt er schon bald auf die Idee sich die Unbeständigkeit der modernen Welt zunutze zu machen und ein "Haus der Erleuchtung" zu gründen. Auch Bernie findet Gefallen an der Gelehrsamkeit des Rebbe und so wird aus dem Couchpotato schon bald ein Junge, der alle jüdischen Lehren in sich aufsaugt.


Anfangs hat mich "Der gefrorene Rabbi" sehr gut unterhalten. In Rückblenden erzählt der Autor Steve Stern, wie der Rabbi zunächst in den Eisblock gelangt ist und schließlich zum Tiefkühlmaskottchen der Familie Karp werden konnte. Die Auswanderungsgeschichte der Familie, sowie die Entstehung des Staates Israel fand ich dabei sehr interessant. Die ersten Konfrontationen zwischen dem Rabbi, Bernie und der modernen Welt sind sehr humorvoll und generell hat mich Bernie und seine Familie dazu gebracht mehr erfahren zu wollen.
Ab ca. 200 Seiten wurde die Geschichte jedoch mit jeder Seite abstruser und nimmt zum Ende hin sogar recht bizarre Züge an. Schön fand ich daran gar nichts mehr, gelesen habe ich nur noch in der Erwartung, dass mich am Ende die große Erleuchtung finden würde. Das ist jedoch nicht geschehen. Ich frage mich einfach nur, warum ich meine Zeit nicht besser genutzt habe als mit diesem Buch.
Zwar hat Steve Stern hier äußerst lebendige Figuren erschaffen, doch das ist auch schon das positivste was ich darüber sagen kann. Der Text ist zudem durchsetzt mit jiddischen Ausdrücken und Sätzen, was nicht gerade zum Verständnis beiträgt. Zwar gibt es einen Glossar für die wichtigsten Ausdrücke, aber welcher Leser hat schon Lust ständig nach hinten zu blättern.
Zwei Sterne in der Gesamtbewertung kann ich mir nur wegen der doch recht gelungenen Grundidee und dem fesselnden Auftakt abringen. Hätte ich nur die zweite Hälfte des Buchs bewertet, so hätte es mir selbst um einen Stern leid getan.
Empfehlen kann ich dieses Buch daher auch keiner bestimmten Zielgruppe.
Vielleicht jemandem, der wirklich sehr abgehobene Geschichten mag und an jüdischer Geschichte interessiert ist.


Und hier kann man das Buch kaufen:  Steve Stern: Der gefrorene Rabbi

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