Donnerstag, 8. November 2012

Jens Johler: Kritik der mörderischen Vernunft

Bewertung: *****

Fünf Jahre nach "Gottes Gehirn" gibt es ein Wiedersehen mit Troller und Jane. Beide arbeiten weiterhin für das Wissenschaftsmagazin Fazit in Berlin und zuweilen an gemeinsamen Artikeln. Privat sind sie nun ein Paar, doch zu einer gemeinsamen Wohnung konnten sie sich bisher nicht durchringen.
Während Jane als Gerichtsjournalistin am Fall des "Erlösers" in London tätig ist, erhält Troller mysteriöse E-Mails einer Person, die sich selber mit dem Namen Kant betitelt. In den E-Mails wird die Nacht der praktischen Kritik angekündigt, die sich in der Ermordung des Hirnforschers Professor Ritter zeigt. Am Tatort hat der geheimnisvolle Kant ein Zitat aus Trollers Buch "Terror der Wissenschaft" zurückgelassen.
Doch dieser Todesfall ist erst der Anfang von Kants Kritik. Weitere Wissenschaftler werden angegriffen oder getötet. Aber wer ist Kant und wieso hält er Kontakt zu Troller?
Meine Meinung:
"Kritik der mörderischen Vernunft" ist ein Nachfolger von "Gottes Gehirn". Die Bücher sind jedoch inhaltlich voneinander gelöst. Dies wird noch verstärkt durch den geschickten Schachzug des Autors, das erste Buch innerhalb des zweiten Buchs auftauchen zu lassen. Es wird klargestellt, dass die Darstellung von Troller und Janes Recherchereise in "Gottes Gehirn" die Science-Fiction Umsetzung eines Autoren Duos ist. Somit kann "Kritik der mörderischen Vernunft" völlig unabhängig von den vorherigen Ereignissen agieren und einen sehr viel direkteren Bezug zur Gegenwart herstellen.
"Kritik der mörderischen Vernunft" ist eins meiner Highlights des Jahres 2008.
Obwohl das Buch nicht in der Ich-Perspektive geschrieben ist, baut sich ein sehr vertrautes Verhältnis zwischen den Protagonisten und dem Leser auf. Durch Einblicke in die Gefühlswelt der Figuren ist es gut möglich, sich in die Geschichte hineinzuversetzen.
Orientiert am aktuellen Weltgeschehen, werden Verbindungen geknüpft und Möglichkeiten aufgezeigt, die auf eine sehr fundierte Recherchearbeit hindeuten. Die mit dem Buch vermittelten Thesen bezüglich der Zusammenarbeit von Unternehmen, Wissenschaftlern und politischen Interessen halte ich für durchaus möglich. Gleichzeitig wird hier jedoch auch mit den Ängsten der Leser gespielt, denn wer hat sich nicht schon mal Gedanken darüber gemacht, was der Normalbürger überhaupt von den Vorgängen hinter den politischen und wirtschaftlichen Kulissen mitbekommt.
Da in "Kritik der mörderischen Vernunft" jedoch die wissenschaftlichen Erkenntnisse geschickt mit kriminalistischen Ermittlungen, sowie philosophischen Grundfragen verknüpft werden, ergibt sich ein stimmiges und sehr unterhaltsames Gesamtbild.
Die Hauptfiguren kommen sehr sympathisch rüber, trotz der einen oder anderen Charakterschwäche. Auch die Nebenfiguren sind gut ausgearbeitet.
Die Handlung findet zum größten Teil in Berlin und London statt, jedoch haben auch einige andere Deutsche Städte ihren Auftritt. Der Roman ist schlüssig, wirkt jedoch nicht zu konstruiert.
Die Sprache ist flüssig und die wissenschaftlichen und philosophischen Aspekte werden gut erläutert.
Ebenfalls gut gewählt finde ich den Titel, da die Neugier des Lesers geweckt wird.
Ich hoffe sehr, dass noch eine Fortsetzung mit Troller und Jane folgt.


Und hier kann man das Buch kaufen: Jens Johler: Kritik der mörderischen Vernunft

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen