Freitag, 30. November 2012

Isolde Sammer: Die Stille nach dem Schrei


Martin sitzt in Untersuchungshaft wegen Mordverdacht. In einer abgebrannten Scheune wurden die Leichen von zwei Jungen gefunden, dem 11jährigen Joey und Martins Bruder, dem 14jährigen Jonas. Martin stellt die Geschichte vor Gericht so dar, dass er seinen jüngeren Halbbruder Jonas dabei erwischt hat, wie dieser Joey missbrauchte und ermordete und er seinen Bruder dann aus Notwehr und im Affekt erschlagen hat. Anschließend hat er die Scheune angezündet, um die Tat zu vertuschen. Das Gericht glaubt Martin diese Darstellung und spricht ihn vom Mordverdacht frei. Doch für Martins Stiefmutter Irene, die die Mutter von Jonas ist, ist am Boden zerstört. Sie kann nicht glauben, dass ihr friedlicher Sohn eine solch grausame Tat an einem kleinen Jungen begangen haben soll und verdächtigt vielmehr ihren Stiefsohn Martin beide Jungen ermordet zu haben. Doch es gibt keine Beweise für diese Behauptung. Sollte Irene recht haben, so ist Martin eine tickende Zeitbombe ...

Isolde Sammer legt mit "Die Stille nach dem Schrei" ihr Erstlingswerk als Autorin vor. Herausragendes Merkmal ist hier der Perspektivenwechsel zwischen Martin, seiner Stiefmutter Irene und Martins Freundin Tina.
Beworben wird das Buch mit dem Zusatz "Psychothriller", was für mich einen Thriller ausmacht, der weniger auf blutige Details, als auf die Hintergründe einer Tat setzt, dabei jedoch in hohem Maße Spannung aufbaut. Die Spannung war es jedoch, die ich hier auf längeren Abschnitten vermisste. Des Weiteren führte der Perspektivenwechsel dazu, dass der Leser auch schon direkt zu Anfang Einblick in Martins perverse Gedankenwelt erhält und so alle Schuldfragen eigentlich von Beginn an geklärt sind.
Auch wenn der Missbrauch nicht in allen Details geschildert wird, finde ich das Thema Pädophilie sehr schwer verdaulich und das Buch ließ mich mit einem unangenehmen Gefühl zurück. Die Figur des Martin hat mir Angst gemacht, denn der Gedanke, dass solche "Monster" tatsächlich herumlaufen ist nicht gerade beruhigend. Auch das Verhalten seiner Freundin Tina und wie sie ihm geradezu hörig ist, hat mir nicht gefallen, so dass mein Gesamturteil zu "Die Stille nach dem Schrei" trotz des angenehmen Schreibstils der Autorin nur mittelmäßig ausfallen kann.
Gut fand ich jedoch, dass die Autorin hier wirklich alle Handlungsstränge zu Ende führt und der Leser nicht mit tausend Fragezeichen zurück bleibt.
Ich kann dieses Buch nur an Leser empfehlen, die gut eine Distanz zum Romangeschehen wahren können und sich vom ungewöhnlichen Schreibstil einer neuen deutschen Autorin überzeugen lassen wollen.


So habe ich bewertet:








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